Liedertafel Au i. d. Hallertau e.V. - Holledauer Fidel

Holledauer Fidel

Holledauer Fidel - Komponist und Librettist

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Adolf Widmann schreibt in der zum 100jährigen Bestehen der Liedertafel herausgegebenen Chronik:

Das Singspiel „Der Holledauer Fidel” (insbesondere Teil I aber auch Teil II) war und wird für die Liedertafel Au von zentraler Bedeutung sein. Umgekehrt ist es so, dass die Liedertafel Au sicher der Interpret ist, der das Stück von der Anzahl her am meisten und mit dem größten Erfolg aufgeführt hat. Wer in Altbayern vom „Holledauer Fidel“ spricht, verbindet damit Erinnerungen an die Liedertafel Au und kommt die Sprache auf die Liedertafel Au, dann wird unweigerlich auch vom „Fidel“ gesprochen.

 

Erhard Kutschenreuter, der Komponist

In Schalding bei Passau am 18. Juni 1873 als Kind des Bahnmeisters Christian Kutschenreuter und seiner Ehefrau Anna geboren, wuchs er hier auch mit acht Geschwistern auf. Bereits als Kind verlor er seine Eltern und wurde danach von seinem Onkel, dem Volksschullehrer und Domkapellmeister Josef Bill in Passau, erzogen. Dieser liess auch sein Mündel zum Lehrer ausbilden. Sein Beruf führte ihn u.a. nach Neuschönau, St. Englmar, Neukirchen und Dietersburg. Erhard Kutschenreuter wuchs in einer Zeit auf, als das Musizieren noch zum Volksschulehrerberuf gehörte wie die Predigt zum Gottesdienst. Die Beeinflussung durch den Onkel und der Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Straubing förderten ihn weiter in diese Richtung. So ist es nicht verwunderlich, dass Kutschenreuter bald eine Neigung zur Musik entwickelte. Er begann zu komponieren, zunächst vor allem Kirchenmusik: Messen, Vespern, Litaneien und Offertorien. Es dauerte nicht lange und Erhard Kutschenreuter entdeckte für sich auch - die weltliche und heitere Musik. Seine Marschkompositionen wurden bald so beliebt, dass ihm auch der Beiname „Niederbayerischer Marschkönig“ zuteil wurde. In Zusammenarbeit mit dem Textdichter Max Mang entstand 1903 sein wohl berühmtester Marsch, nämlich der „Waldlermarsch“. Max Mang, der Förster, war 1903 nach Neuschönau am Abhang des Lusen gekommen. Da auch er der Musik zugeneigt war, entstand zwischen ihm und Kutschenreuter ein freundschaftliches Verhältnis. Bald danach wagte sich der Komponist an größere Aufgaben; so vertonte er beispielsweise als erster Carl Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“. Die Uraufführung war 1907 in Passau, 1919 folgte das Singspiel „Der Fremdling“.

„Der Holledauer Fidel”, Teil I

Kutschenreuter gilt als der Begründer des niederbayerischen Singspiels und der Heimatoperette. Sein erstes und zugleich erfolgreichstes Werk in dieser Richtung ist der im Herbst 1914 entstandene „Holledauer Fidel“. Er textete und komponierte das Stück ın einem Guss. In einem Zeitraum von nur fünf Wochen schrieb er den gesamten Bühnenaufbau, das Urlibretto, die Orchesterpartitur, den Klavierauszug mit den selbst gedichteten Versen für die Soli, die Chöre und die Duette sowie sämtliche Orchester-, Solo- und Chorstimmen. Die damals herrschenden misslichen Verhältnisse waren Ursache dafür, dass eine sofortige Aufführung nicht erfolgte. In der „Zwangspause“ erfuhr der Text durch Franz Josef Scherrer eine Überarbeitung. Erst am 14. April 1920 erlebte das Werk im Stadttheater von Passau unter der musikalischen Leitung des Komponisten seine Uraufführung. Schon bei der Premiere war das Theater total ausverkauft; der Erfolg war überwältigend. Nach zwölf Wiederholungen vor stets ausverkauftem Haus trat die volkstümliche Operette ihren Siegeszug an, in dessen Folge es bis heute zu weit mehr als 3000 Aufführungen kam. Sie wurde in Österreich, Italien, Spanien, in der Schweiz und von deutschen Einwanderern auf der Insel Sumatra aufgeführt. Der Bayerische Rundfunk produzierte im Jahr 1931 den „Holledauer Fidel“ für den Hörfunk. In dem Singspiel hat der Komponist seine Tochter „Reserl“ und ihren Ehemann als „Fidel“ verewigt.

„Der Holledauer Fidel”, Teil II

Die großen Erfolge, die der „Holledauer Fidel“ bis 1931 eingefahren hatte, ermunterten den Komponisten und den Librettisten offenbar dazu, eine Fortsetzung zu erarbeiten. So schufen sie 1931 zum „Fidel“ einen zweiten Teil als eigenständiges Singspiel. Dieses ereichte zwar nie die Popularität von Teil I, die Liedertafel Au nahm Sich aber 1995 dieses Werkes an. Und Siehe da, es fand in zwölf Auführungen das Wohlgefallen von 6500 Zuschauern, die davon begeistert waren.

Das Wirken im Überblick

Kutschenreuter betrieb eingehende Studien über die niederbayerische Volksmusik. Er befasste Sich mit den vier Landschaften Niederbayerns: der Holledau, dem Bayerischen Wald, dem Donaugebiet und dem Rottal. Nicht nur in seinen musikalischen Werken, sondern auch in den niederbayerischen Heimatabenden im Bayerischen Rundfunk erwies er sich schon frühzeitig als engagierter Vertreter des niederbayerischen Volkstums. So war er u.a. auch Mitorganisator und Preisrichter beim 1. Niederbayerischen Volkslieder-Preissingen 1931 in Landshut. In einer zeitgenössischen Kritik heisst es; „Wir haben zur Zeit keinen Komponisten, der den heimatlichen Volkston zutreffend kennzeichnet wie Kutschenreuter.“ In rascher Folge entstanden ab etwa 1930 die beiden Kinderopereten „Frühlingsmärchen“ und „Wintermärchen“, die Operetten und Singspiele „Die Donauliesl“, „Der Schwur des Kreuzhofbauern“, „Die Hirmonhopser“, „Das schöne Annamirl“, „An da Böhmischen'n Grenz“, „Die lustigen Handwerksburschen” und das historische Festspiel „Vilsbiburg“ anlässlich der Stadterhebung im Jahre 1929.

Seinen Lebensabend verbrachte der Künstler in der Metropole Niederbayerns, in Landshut, wo er am 6. Mai 1946 im Alter von 73 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlags starb. Im Markt Au i.d. Hallertau ist eine Straße nach ihm benannt.

 

Franz Josef Scherrer, Librettist

Der Text zum „Holledauer Fidel“ stammt von Franz Josef Scherrer, der am 10. Juli 1890 in Passau geboren wurde. Seine Liebe zur niederbayerischen Heimat findet in zahlreichen Werken ihren Niederschlag. Besonders einfühlsam sind seine Texte zu den von Erhard Kutschenreuter vertonten Werken, wie z. B. für die „Donaulies!“, „Das schöne Annamirl“, dem „Passauer Postillion“ und ganz besonders für das Singspiel „Der Holledauer Fidel“, sowohl Teil I als auch Teil II. Im Hauptberuf war der geschätzte Heimatdichter Finanzbeamter. Er war u.a. als Regierungsrat am Finanzamt in Vilshofen tätig, bevor er zum Amtsvorsteher an das Finanzamt Pfarrkirchen berufen wurde. Seinen Ruhestand verbrachte er wieder in Passau. Dort starb er am 19. Mai 1946. In all seinen Werken verspürt man immer sowohl die starke Bindung zu seiner Geburtsstadt als auch zum niederbayerischen Land und zum Menschenschlag.

 

Die Handlung, Fidel I

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Der Holledauer Fidel ist, wıe könnte es anders sein, eine echte bayerische Liebeskomödie. Schauplatz sind die Hallertau und der Bayerische Wald.

Erster Aufzug:

Eine reiche Hopfenernte ist eingebracht. Auf dem Hopfengut des Sichbauern wird dies gebührend gefeiert. In den Aufführungen der Liedertafel Au bildet selbstverständlich die Silhouette des Marktes Au das Umfeld des Hofes. Der Fidel, ein gut aussehender und flinker Hopfenzupfer, hat sich ın die Tochter Theresia des reichen Sichbauern, seines Brotherrn, verliebt. Dem Reserl ist der unternehmungslustige Junge Mann schon länger aufgefallen. Er ist ihr auch nicht unsympathisch. Jedoch ihr Stolz lässt es nicht zu, einen Burschen zu heiraten, der nur ein „treues Herz“ und „zwei starke Arme“ besitzt. Dem Vater fällt ein Ausweg ein. Er erinnert sich, dass ihm der Wurmdobler, ein Spezl mit einem Bauernhof im Bayerischen Wald, geschrieben und eine Verheiratung seines Sohnes Vinzenz mit dem Reserl vorgeschlagen hat. Um den Fidel loszuwerden scheut sie auch vor dessen Kränkung nicht zurück. Sie lässt sich darauf ein, auf Brautschau zum Wurmdobler in den Bayerischen Wald zu reisen. Zunächst geht jedoch das Erntefest auf dem Sichbauernhof weiter. Angesichts der guten Ernte sind der Sichbauer und die Bäuerin recht zufrieden und erinnern sich im Gesang an die Zeit ihrer eigenen und unvergänglichen Liebe. Die Hopfenzupfer verabschieden sich dann mit einem Ständchen vom Sichbauernhof. Sie kehren in den Bayerischen Wald zurück, um dort wieder als Holzfäller zu arbeiten. Zu ihrer Überraschung erfahren sie vom Reserl noch, dass diese bald in ihre Waldheimat, nach Wurmdobel, auf Brautschau kommen wird. Der Wurmdoblersohn Vinzenz habe um sie geworben.

Zweiter Aufzug:

Die Szenerie wechselt in den Bayerischen Wald auf den Wurmdoblerhof. Der ist arg heruntergekommen. Zu nächst besingen Kinder das Leben im Wald, worauf die Wurmdobleri n kund tut, was sie von dem Kinderg Schrei“ hält und dabei einen Einblick in ihren Gemütszustand gibt. Angesichts des angekündigten Besuches des Sichbauern mit seiner Tochter ergeben sich auf dem Wurmdoblerhof bald Aufreung und turbulente Szenen. Petronilla und Valentin Wurmdobler versuchen angestrengt und verzweifelt, ihrem verwahrlosten Anwesen Glanz zu verleihen. Damit die Sach’ was gleichsieht, leihen sie sich für den Besuch des Sichbauern sogar Kühe aus dem ganzen Dorf aus. Der Sichbauer kommt mit seinem Reserl jedoch früher als erwartet auf den Wurmdoblerhof. Sie treffen dort zuerst auf den redseligen Schuster und Bankagenten Lukas Machhörndl. Von ihm erfahren sie, dass der Hof völlig verschuldet und die Wurmdoblerfamilie dem Alkohol verfallen ist. Als der Sichbauer und das Resel ganz unerwartet dem Vinzenz und seiner Mutter begegnen, ergeben sich vertrakte Situationen. Dabei gerät vor allem der Vinzenz in arge Verlegenheit. Außer dem Reserl gibt es da auch noch die Kathie und die Anna, die sich beide ebenfalls für die Braut des Vinzenz halten. Angesichts dieser Sachlage will sich die Braut aus der Holledau noch einmal alles genau überlegen. Vinzenz versucht daraufhin, das Schicksal zu seinen Gun- sten zu korrigieren - durch’ Fensterl’n. Als Retter in letzter Minute taucht der Fidel auf. Er singt dem von der Brautschau sichtlich ent- täuschten Reserl ein Schlummerlied.

Dritter Aufzug:

Ein Jahr ist vergangen. Zur neuerlichen Hopfenernte sind der Fidel und die übrigen Hopfenzupfer wieder auf dem Sichbauernhof. Es geht hoch her: Man feiert den Geburtstag von König Ludwig II. Als das Fest in vollem Gange ist, erscheint auch die inzwischen völlig heruntergekommene Familie Wurmdobler. Jetzt erkennt das Reserl, dass sie dem Fidel unrecht getan hat und er wohl die bessere Partie für sie ist Für den Abschlusstanz holt sie sich zum allseitigen Erstaunen den Fidel. Sie erbittet und erhält schließlich vom Vater die Einwilligung zur Hochzeit.

 

Die Handlung, Fidel II

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Am Ende von Teil I des „Fidel“ ist das Reserl die Braut des Fidel Eine Hochzeit findet nicht mehr statt. Obwohl Teil II des „Fidel“ ein eigenständiges Singspiel ist, knüpft es aber auch an Teil I an. Die Geschichte wird mehr oder weniger zu Ende geführt.

Erster Aufzug:

Bei einem Großwaschtag auf dem Dorfplatz vor dem Sichbauernhof beklagen Mägde des alten und kranken Sichbauern sowie Wäscherinnen, dass der saubere und lustige Fidel als Verlobter des Reserl noch immer nicht der Bauer ist. Vielmehr muss er sich mit der Rolle eines Knechtes begnügen. Als abgewirtschaftete Hausleut’ wohnen dıe Wurmdoblerischen im Inhäusl des Sichbauernhofes. Durch Intrigen versuchen sie, ihren nichtsnutzigen und großmauligen Sohn Vinzenz als jungen Sichbauern zu installieren. Das junge und unerfahrene Reserl durchschaut die hinterlistigen und scheinheiligen Machenschaften nicht. Ihr Vertrauen in den Fidel schwindet und dieser muss den Hof verlassen.

Zweiter Aufzug:

Ein Jahr Später trifft das Hopfenzupfervolk wieder auf dem Sichbauernhof ein. Die Wurmdoblerin stellt Sich Selbst als „Herr auf dem Hof“ vor und ihren Sohn als künftigen Sichbauern. Reserl hat ınzwischen das üble Spiel durchschaut. Mit Unterstützung des alten Knechts Michl konnte sie ihren Vater dazu bewegen, einen tüchtigen Verwalter einzustellen. Sehr schnell wird nun offenkundig, dass die Wurmdoblerischen das Vertrauen des Sichbauern grob missbraucht und den Hof sehr heruntergewirtschaftet haben. Mit Hilfe des neuen Verwalters Heubichler kann sich der Sichbauer von der ihm eingeredeten Krankheit befreien. Er verweist die Wurmdoblers von seinem Hof. Das Reserl aber denkt sehnsüchtig und traurig an den Fidel.

Dritter Aufzug:

Alle List hilft nicht: die Familie Wurmdobler muss Abschied nehmen. Das Reserl verspürt eine wachsende Zuneigung zu Heubichler. Sie schätzt ihn nicht nur als tüchtigen Verwalter, sondern lernt ihn auch als aufrichtigen und einfühlsamen Menschen kennen. Nach dem überraschenden Heiratsantrag gesteht Reserl ihre frühere Liebe zu Fidel. Da dieser aber unauffindbar ist, nimmt sie den Antrag Heubichlers an.

Vierter Aufzug:

Man befindet sich vor dem Hopfengarten des Sichbauer. Vor den Hopfenzupfern kündigt der Sichbauer die Hochzeit seiner Tochter mit dem Verwalter, hinter dessen Bild sich der Fidel verborgen hatte, an. Nicht nur das Reserl erlebt die größte und freudigste Überraschung ihres Lebens!